Samstag,
14. Juli 2012:
Nun
bleiben mir nur noch 10 Tage von meinem fast 5 monatigem Aufenthalt in Perú.
Und ich müsste noch so viel tun hier! Aber erst mal möchte ich euch von meinen
letzten Wochen erzählen. In letzter Zeit habe ich wieder viel erlebt. In der
letzten Zeit im Juni in Santo Tomas war ich einige Male bei den Schwestern
eingeladen, zum Beispiel bei einigen Geburtstagen und beim Fest Peter und Paul.
Es gab jedes Mal ein typisches peruanisches Essen. Eigentlich ganz lecker, aber
Guy, Meerschweinchen, konnte meine Geschmacksnerven auch beim 2-mal essen nicht
überzeugen. Irgendwie ist das nicht so ganz das richtige für mich. Gott sei
Dank, denn jetzt komme ich in Deutschland nicht auf die Idee, von einem von
euch das Haustier zu töten, zuzubereiten und danach zu essen. Denn das habe ich
mir bei Gelegenheit gleich angeschaut. Aber genauer möchte ich das eigentlich
an dieser Stelle gar nicht ausführen, um eure zarten, tierlieben Seelen zu
schützen. ;) Nach diesen Festen folgte immer Tanz und Spaß. Der Tisch wurde zur
Seite geräumt, und der Pastor war der erste, der auf die Tanzfläche stürmte.
Und so wurde mir der chumbivilcanische Tanzstil beigebracht. Von dem Pastor
höchstpersönlich. Wir waren nie viele Leute. Danach wurde ich immer sicher von
den Schwestern nach Hause gebracht.
Am
1. Juli sind wir dann runter gefahren zurück nach Sicuani. Denn am 2. Juli
hatten wir eine Reunion dort. Dort hat das Team den nächsten Monat geplant und
den letzten reflektiert. Auch ich musste eine Ausarbeitung meiner Erfahrungen
im Juni in Santo Tomas schreiben. Natürlich auf Spanisch. Mittlerweile haben
alle anderen aber meine Sätze schon verstehen können. Worüber ich natürlich
sehr froh bin. Am 4. Juli habe ich mich dann auf den Weg gemacht, um den
Titicacasee wie einst Pippi Langstrumpf zu besichtigen. Morgens um 5 Uhr in der
Früh bin ich mit Regina, die eine Reunion in Puno, der Stadt am Titicacasee,
hatte, losgefahren. Um 9 Uhr waren wir so bereits in Puno. Als wir direkt zum
Busbahnhof fuhren, um eine Fahrt nach Copacabana zu kaufen für mich, bot sich
direkt die Gelegenheit an, die Inseln auf peruanischer Seite zu besichtigen. 30
Minuten später saß ich bereits auf einem Boot im Hafen von Puno. Diese Inseln,
die ich an diesem Vormittag besichtigen konnte, waren alle aus Pflanzen
gemacht. Unser Leiter der Tour hat uns gezeigt, wie die Einheimischen diese
Inseln bauen. Ich war nebenbei erwähnt aber auch ziemlich stolz auf mich, dass
ich sein Spanisch besser verstand als sein Englisch. Mit der englischen
Aussprache der Peruaner komme ich leider nicht ganz so klar. Dafür war nun mein
Spanisch gut genug, um seines zu verstehen. Die Einheimischen auf den Inseln
sind total offen gegenüber Touristen. Angeblich konnten sie sich aufgrund der
Einnahmen durch Tourismus eine Schule leisten und machen nun alles für
Touristen. Ob alle diese Menschen, die wir dort gesehen haben wirklich auf
diesen Inseln leben, möchte ich bezweifeln. Meine Theorie ist, dass sie für die
Touristen auf die Insel kommen und abends wieder zum Festland fahren und
eigentlich dort wohnen. Nebenbei ist das auch die Theorie diverser Reiseführer,
in denen ich geblättert habe. Um 2 Uhr fuhr mein Bus ab Richtung Copacabana.
Dementsprechend konnte ich 3 Stunden später glücklich auf meinen bolivianischen
Stempel in meinem Reisepass schauen. Auf
dieser Busfahrt saß ich neben einer Schweizerin, die Deutsch sprach. Mit ihr
konnte ich mich dann mal wieder nach langem in meiner Sprache unterhalten. Sehr
angenehm, obwohl ich mir von ihr (einer SCHWEIZERIN) sagen lassen musste, dass
mein Hochdeutsch auf keinen Fall perfekt ist. Gut, aber wer kann das schon.
Perfektes Hochdeutsch. ;)
Bereits
in Puno habe ich mit zwei Brasilianern und zwei Chinesen, die seit 12 Jahren in
Kanada leben, zu Mittag gegessen. Als wir in Copacabana ankamen, sind wir dann
auch ins gleiche Hotel und haben uns abends gemeinsam zu fünft das Champions
League Finale Südamerikas zwischen einer brasilianischen und einer
argentinischen Mannschaft angeschaut. Die Stimmung war gut, nachdem die
brasilianische Mannschaft gewann. Wir haben zusammen für den nächsten Tag die
Isla del Sol geplant. Das ist eine wunderschöne Insel auf der bolivianischen
Seite des Titicacasees. Die Landschaft dort ist wirklich beeindruckend. Und
dieser See ist unheimlich groß. Hätte ich gar nicht gedacht.
Wir
fuhren am nächsten Morgen um 8 Uhr los in den Norden der Insel. Von da aus
hatten wir vor, in den Süden zu wandern. Das sollte 3 Stunden dauern und waren
8 Kilometer. Ich hätte ja gedacht, aus jahrelanger Telgter Wallfahrt-
Erfahrung, dass 8 Kilometer schneller zu schaffen wären, aber wir brauchten
wirklich fast 3 Stunden. Ständiges Hoch und Runter ist eben ein bisschen
anstrengender, als mit tausenden von Pilgern gemeinsam im platten
Norddeutschland zu laufen. Wir kamen um 10:30 Uhr ungefähr auf der Insel an,
und hatten Zeit bis halb 5, wo das letzte Boot zurück zum Festland fuhr. Eigentlich
wäre es locker zu schaffen gewesen, aber trotz der Massen, die vor uns her
liefen, schafften wir es, den falschen Weg zu wählen. Ich war ja auch
schließlich dabei. Die anderen 4 waren nämlich definitiv mehr auf Wandern und
Reisen eingestellt. Sie hatten sogar einen Kompass dabei. Trotzdem haben wir
den Süden knapp verfehlt. So gelangten wir um 1 Uhr an die Stelle, ab der es
noch 3 Stunden waren. Es wurde also knapp. Aber um kurz vor 4 erreichten wir
den Hafen im Süden der Insel. Diese Wanderung war wirklich schrecklich schön!
Der See hatte 5 verschiedene Farbtöne, die Landschaft sah so unberührt aus. Ich
konnte nur staunen.
Auf
der Rückfahrt nach Copacabana traf ich eine Amerikanerin, die auch am nächsten
Tag direkt nach Cusco wollte. Da meine 4 Freunde alle weiterfuhren nach La Paz,
mussten wir uns an diesem Abend verabschieden. Ich hatte zwar von Puno nicht
allzu viel gesehen, aber das was ich gesehen habe, war eine Stadt die nicht mit
Arequipa oder Cusco zu vergleichen ist. Demnach konnte ich auf dem Rückweg
ruhigen Gewissens, einfach durchfahren. Auf dieser Fahrt, die ungefähr 10
Stunden dauert, konnten die Amerikanerin und ich uns kennen lernen. Sie wohnt
in New York und ist wirklich toll. Die nächsten Tage in Cusco haben wir
gemeinsam verbracht. Eigentlich hatte sie vor, auch noch den Norden von Peru zu
bereisen, aber ich konnte sie von Cusco überzeugen. Ihr gefiel die Stadt so
gut, dass sie ihre Reiseplanung erst einmal wieder über Bord schmiss, um noch
ein bisschen mehr Zeit in Cusco zu verbringen. Am letzten Montag mussten wir
uns dann leider voneinander verabschieden, denn am Dienstagmorgen musste ich
bereits wieder in Sicuani sein, um meine letzte Reise nach Chumbivilcas
anzutreten.
Alles
in allem war meine Reise wirklich schön, wenn auch sehr touristisch. Aber durch
all diese Aktionen für Touristen, habe ich auch sehr interessante Leute
getroffen und alleine reisen hat für mich wirklich auch seinen Reiz. Außerdem
habe ich ein sehr schönes Fleckchen Erde entdeckt, wie damals Pippi Langstrumpf
schon. ;)
Nun
bin ich die letzten Tage in Santo Tomas. Die Kinder aus der Pfarrei hier haben
sich gefreut mich wiederzusehen. Ich bin gestern angefangen Messdiener
auszubilden. Allerdings ist dieses Vokabular noch sehr schwierig für mich. Ich
tue mich ein bisschen schwer damit. Hier in Santo Tomas gibt es seit längerer
Zeit keine Messdiener mehr. Viele wissen gar nicht, was das überhaupt ist.
Selbst die, die regelmäßig zur Kirche gehen und ihren Glauben sehr ausgeprägt
praktizieren, müssen sich erst erklären lassen, dass Messdiener, dem Priester
in der Messe helfen. Es haben sich nun aber 12 Mädchen gefunden, die Lust
hätten diese Aufgabe zu übernehmen. Nur Mädchen. Da lob ich mir doch die
wallenhorster Jungs, die auch Messdiener sind. ;) Und 12 ist natürlich auch
nichts im Vergleich zu 250 in Wallenhorst oder sogar noch mehr. Aber es ist ein
Anfang und die Schwestern sind froh, dass es nun endlich klappt und ein Anfang
gesetzt ist.
Gestern
sind wir angefangen mit dem Ablauf der Messe und den einzelnen Aufgaben der
Messdiener. Außerdem haben wir die liturgischen Farben besprochen. Heute wollen
wir ein bisschen praktisch machen. Ich muss mir jetzt also noch ganz schnell
die Kirche genauer anschauen, damit ich gleich nicht so planlos dastehe. Aus
dem Grund beende ich meinen Eintrag nun und wünsche euch eine gute Nacht. Ich
freue mich darauf, euch ganz bald wiederzusehen!
Mit
den herzlichsten Grüßen aus Peru
Eure
Maria