Samstag, 14. Juli 2012

Auf den Spuren von Pippi Langstrumpf...


Samstag, 14. Juli 2012:
Nun bleiben mir nur noch 10 Tage von meinem fast 5 monatigem Aufenthalt in Perú. Und ich müsste noch so viel tun hier! Aber erst mal möchte ich euch von meinen letzten Wochen erzählen. In letzter Zeit habe ich wieder viel erlebt. In der letzten Zeit im Juni in Santo Tomas war ich einige Male bei den Schwestern eingeladen, zum Beispiel bei einigen Geburtstagen und beim Fest Peter und Paul. Es gab jedes Mal ein typisches peruanisches Essen. Eigentlich ganz lecker, aber Guy, Meerschweinchen, konnte meine Geschmacksnerven auch beim 2-mal essen nicht überzeugen. Irgendwie ist das nicht so ganz das richtige für mich. Gott sei Dank, denn jetzt komme ich in Deutschland nicht auf die Idee, von einem von euch das Haustier zu töten, zuzubereiten und danach zu essen. Denn das habe ich mir bei Gelegenheit gleich angeschaut. Aber genauer möchte ich das eigentlich an dieser Stelle gar nicht ausführen, um eure zarten, tierlieben Seelen zu schützen. ;) Nach diesen Festen folgte immer Tanz und Spaß. Der Tisch wurde zur Seite geräumt, und der Pastor war der erste, der auf die Tanzfläche stürmte. Und so wurde mir der chumbivilcanische Tanzstil beigebracht. Von dem Pastor höchstpersönlich. Wir waren nie viele Leute. Danach wurde ich immer sicher von den Schwestern nach Hause gebracht.
Am 1. Juli sind wir dann runter gefahren zurück nach Sicuani. Denn am 2. Juli hatten wir eine Reunion dort. Dort hat das Team den nächsten Monat geplant und den letzten reflektiert. Auch ich musste eine Ausarbeitung meiner Erfahrungen im Juni in Santo Tomas schreiben. Natürlich auf Spanisch. Mittlerweile haben alle anderen aber meine Sätze schon verstehen können. Worüber ich natürlich sehr froh bin. Am 4. Juli habe ich mich dann auf den Weg gemacht, um den Titicacasee wie einst Pippi Langstrumpf zu besichtigen. Morgens um 5 Uhr in der Früh bin ich mit Regina, die eine Reunion in Puno, der Stadt am Titicacasee, hatte, losgefahren. Um 9 Uhr waren wir so bereits in Puno. Als wir direkt zum Busbahnhof fuhren, um eine Fahrt nach Copacabana zu kaufen für mich, bot sich direkt die Gelegenheit an, die Inseln auf peruanischer Seite zu besichtigen. 30 Minuten später saß ich bereits auf einem Boot im Hafen von Puno. Diese Inseln, die ich an diesem Vormittag besichtigen konnte, waren alle aus Pflanzen gemacht. Unser Leiter der Tour hat uns gezeigt, wie die Einheimischen diese Inseln bauen. Ich war nebenbei erwähnt aber auch ziemlich stolz auf mich, dass ich sein Spanisch besser verstand als sein Englisch. Mit der englischen Aussprache der Peruaner komme ich leider nicht ganz so klar. Dafür war nun mein Spanisch gut genug, um seines zu verstehen. Die Einheimischen auf den Inseln sind total offen gegenüber Touristen. Angeblich konnten sie sich aufgrund der Einnahmen durch Tourismus eine Schule leisten und machen nun alles für Touristen. Ob alle diese Menschen, die wir dort gesehen haben wirklich auf diesen Inseln leben, möchte ich bezweifeln. Meine Theorie ist, dass sie für die Touristen auf die Insel kommen und abends wieder zum Festland fahren und eigentlich dort wohnen. Nebenbei ist das auch die Theorie diverser Reiseführer, in denen ich geblättert habe. Um 2 Uhr fuhr mein Bus ab Richtung Copacabana. Dementsprechend konnte ich 3 Stunden später glücklich auf meinen bolivianischen Stempel in meinem Reisepass  schauen. Auf dieser Busfahrt saß ich neben einer Schweizerin, die Deutsch sprach. Mit ihr konnte ich mich dann mal wieder nach langem in meiner Sprache unterhalten. Sehr angenehm, obwohl ich mir von ihr (einer SCHWEIZERIN) sagen lassen musste, dass mein Hochdeutsch auf keinen Fall perfekt ist. Gut, aber wer kann das schon. Perfektes Hochdeutsch. ;)
Bereits in Puno habe ich mit zwei Brasilianern und zwei Chinesen, die seit 12 Jahren in Kanada leben, zu Mittag gegessen. Als wir in Copacabana ankamen, sind wir dann auch ins gleiche Hotel und haben uns abends gemeinsam zu fünft das Champions League Finale Südamerikas zwischen einer brasilianischen und einer argentinischen Mannschaft angeschaut. Die Stimmung war gut, nachdem die brasilianische Mannschaft gewann. Wir haben zusammen für den nächsten Tag die Isla del Sol geplant. Das ist eine wunderschöne Insel auf der bolivianischen Seite des Titicacasees. Die Landschaft dort ist wirklich beeindruckend. Und dieser See ist unheimlich groß. Hätte ich gar nicht gedacht.
Wir fuhren am nächsten Morgen um 8 Uhr los in den Norden der Insel. Von da aus hatten wir vor, in den Süden zu wandern. Das sollte 3 Stunden dauern und waren 8 Kilometer. Ich hätte ja gedacht, aus jahrelanger Telgter Wallfahrt- Erfahrung, dass 8 Kilometer schneller zu schaffen wären, aber wir brauchten wirklich fast 3 Stunden. Ständiges Hoch und Runter ist eben ein bisschen anstrengender, als mit tausenden von Pilgern gemeinsam im platten Norddeutschland zu laufen. Wir kamen um 10:30 Uhr ungefähr auf der Insel an, und hatten Zeit bis halb 5, wo das letzte Boot zurück zum Festland fuhr. Eigentlich wäre es locker zu schaffen gewesen, aber trotz der Massen, die vor uns her liefen, schafften wir es, den falschen Weg zu wählen. Ich war ja auch schließlich dabei. Die anderen 4 waren nämlich definitiv mehr auf Wandern und Reisen eingestellt. Sie hatten sogar einen Kompass dabei. Trotzdem haben wir den Süden knapp verfehlt. So gelangten wir um 1 Uhr an die Stelle, ab der es noch 3 Stunden waren. Es wurde also knapp. Aber um kurz vor 4 erreichten wir den Hafen im Süden der Insel. Diese Wanderung war wirklich schrecklich schön! Der See hatte 5 verschiedene Farbtöne, die Landschaft sah so unberührt aus. Ich konnte nur staunen.
Auf der Rückfahrt nach Copacabana traf ich eine Amerikanerin, die auch am nächsten Tag direkt nach Cusco wollte. Da meine 4 Freunde alle weiterfuhren nach La Paz, mussten wir uns an diesem Abend verabschieden. Ich hatte zwar von Puno nicht allzu viel gesehen, aber das was ich gesehen habe, war eine Stadt die nicht mit Arequipa oder Cusco zu vergleichen ist. Demnach konnte ich auf dem Rückweg ruhigen Gewissens, einfach durchfahren. Auf dieser Fahrt, die ungefähr 10 Stunden dauert, konnten die Amerikanerin und ich uns kennen lernen. Sie wohnt in New York und ist wirklich toll. Die nächsten Tage in Cusco haben wir gemeinsam verbracht. Eigentlich hatte sie vor, auch noch den Norden von Peru zu bereisen, aber ich konnte sie von Cusco überzeugen. Ihr gefiel die Stadt so gut, dass sie ihre Reiseplanung erst einmal wieder über Bord schmiss, um noch ein bisschen mehr Zeit in Cusco zu verbringen. Am letzten Montag mussten wir uns dann leider voneinander verabschieden, denn am Dienstagmorgen musste ich bereits wieder in Sicuani sein, um meine letzte Reise nach Chumbivilcas anzutreten.
Alles in allem war meine Reise wirklich schön, wenn auch sehr touristisch. Aber durch all diese Aktionen für Touristen, habe ich auch sehr interessante Leute getroffen und alleine reisen hat für mich wirklich auch seinen Reiz. Außerdem habe ich ein sehr schönes Fleckchen Erde entdeckt, wie damals Pippi Langstrumpf schon. ;)
Nun bin ich die letzten Tage in Santo Tomas. Die Kinder aus der Pfarrei hier haben sich gefreut mich wiederzusehen. Ich bin gestern angefangen Messdiener auszubilden. Allerdings ist dieses Vokabular noch sehr schwierig für mich. Ich tue mich ein bisschen schwer damit. Hier in Santo Tomas gibt es seit längerer Zeit keine Messdiener mehr. Viele wissen gar nicht, was das überhaupt ist. Selbst die, die regelmäßig zur Kirche gehen und ihren Glauben sehr ausgeprägt praktizieren, müssen sich erst erklären lassen, dass Messdiener, dem Priester in der Messe helfen. Es haben sich nun aber 12 Mädchen gefunden, die Lust hätten diese Aufgabe zu übernehmen. Nur Mädchen. Da lob ich mir doch die wallenhorster Jungs, die auch Messdiener sind. ;) Und 12 ist natürlich auch nichts im Vergleich zu 250 in Wallenhorst oder sogar noch mehr. Aber es ist ein Anfang und die Schwestern sind froh, dass es nun endlich klappt und ein Anfang gesetzt ist.
Gestern sind wir angefangen mit dem Ablauf der Messe und den einzelnen Aufgaben der Messdiener. Außerdem haben wir die liturgischen Farben besprochen. Heute wollen wir ein bisschen praktisch machen. Ich muss mir jetzt also noch ganz schnell die Kirche genauer anschauen, damit ich gleich nicht so planlos dastehe. Aus dem Grund beende ich meinen Eintrag nun und wünsche euch eine gute Nacht. Ich freue mich darauf, euch ganz bald wiederzusehen!

Mit den herzlichsten Grüßen aus Peru
Eure Maria

Dienstag, 26. Juni 2012

Ankunft in einer nochmal anderen Welt.


Montag, den 25. Juni 2012:
Nach fast 4 weiteren Wochen des Erlebens und Entdeckens in Perú kommt nun der erste Eintrag verfasst in Santo Tomas, der Provinzhauptstadt Chumbivilcas. Wie schon im letzten Bericht Ende Mai angekündigt, bin ich bereits am 21. Mai nach Santo Tomas gefahren. Für 4 Tage bin ich dort mit zu den einzelnen Tallers (Workshops) gefahren und durfte daran teilnehmen. 2 dieser Tage haben wir in kleinen Pueblos (Dörfern), wirklich sehr klein, einen Taller der Gesundheit gemacht. Dieser Taller war auf Quetchua. Leider habe ich dadurch sehr wenig verstanden. Man könnte auch sagen gar nichts. Aber durch die Taten wurde mir der Zusammenhang sehr schnell klar. Zum Beispiel haben wir Knoblauchbonbons hergestellt. Die wirken angeblich Wunder gegen Husten. Und ich glaube wirklich, dass das funktioniert wie so viele Heilmittel hier.
In Santo Tomas in dem Büro des PEJs (Programas de Empleo y Juventud) wohnt 3 Wochen im Monat David. Er ist der einzige zur Zeit dort, der dort fest wohnt seit diesem Jahr. Leider. In Condes Pulpera, einem anderen kleinen Ort in Chumbivilcas, in dem es auch ein Büro des PEJs gibt arbeiten und leben noch zwei weitere Mitarbeiter des PEJs, Luisa und Efrain. Diese beiden sind seit Anfang des Jahres neu im Team. Der Chef der Organisation Henry und Hermana Gloria, eine weitere Mitarbeiterin, die viele schöne Tallers vorbereitet, arbeiten normalerweise in Sicuani. Für einige Tage fahren sie immer nach Santo Tomas und Pulpera, um einige Tallers zu machen oder weil sie an anderen Versammlungen teilnehmen müssen. Für diese vier Tage im Mai bin ich also mit den beiden und einem Franzosen aus Toulouse, der auch für circa 3 Monate Praktikant beim PEJ ist, nach Santo Tomas gefahren. Nach vier Tagen allerdings fuhr unser Auto bereits schon wieder nach Sicuani. Damit hatte ich nicht gerechnet so schnell. So bin ich also wieder im Casa gelandet. Für die nächsten zwei Wochen habe ich also wieder mit den Kindern gearbeitet und gelebt.
Aber nun! Endlich bin ich komplett in Santo Tomas angekommen. Ich bin im Casa bereits ausgezogen gleichzeitig mit Johanna und Dominik. Die beiden sind mittlerweile bereits in Lima und warten auf ihren Flug zurück nach Deutschland. Mir bleiben noch sechs Wochen! ;)
Am Dienstag, den 12. Juni 2012 habe ich also meine Koffer gepackt, um für die nächsten 3 Wochen in Santo Tomas mit dem PEJ mitzuleben, begeistert an Tallers teilzunehmen und Chumbivilcas kennenzulernen. Diese Mal ist auch Regina mit dabei. Regina und Franz habe ich, glaube ich, schon einmal kurz erwähnt. Die beiden kommen auch aus Deutschland und leben nun schon seit etwa 40 Jahren in Perú. Sie haben in dieser Zeit sehr viele soziale Projekte in Perú gegründet und/oder unterstützt. Unter anderem die Organisation PEJ.
Dass ich nun Regina die ersten Tage hier an meiner Seite habe, ist für mich eine große Unterstützung. Nicht nur, dass ich zur Not einfach fragen kann, wenn ich etwas gar nicht verstehe und selbst nach längerem Erklären mir immer noch keine Erleuchtung kommt. Da ist es natürlich praktisch, denn auf Deutsch verstehe ich es eigentlich immer. ;) Eine zusätzliche Hilfe ist es, dass ich mit Regina sehr gut die Stadt und die Menschen hier kennen lernen konnte/kann. Donnerstag zum Beispiel bin ich mit ihr durch die „Stadt“ geschlendert. Dabei haben wir das Krankenhaus besichtigt und den Bürgermeister der Provinz Chumbivilcas kennen gelernt. Außerdem habe ich auf diesem Wege die Schwestern von Santo Tomas kennen gelernt. Nachdem vor einiger Zeit der Pfarrer hier gestorben ist, leiten nun die Schwester die Gemeinde von Santo Tomas. Jeden Tag um drei Uhr nachmittags haben die Kinder in Santo Tomas die Gelegenheit dazu, zur Pfarrei zu kommen und dort anderthalb Stunden mit den Schwestern zu singen, zu spielen und Spaß zu haben! Jeden Tag sind ungefähr 30 Kinder dort. Für die Zeit, die ich in Santo Tomas bin, helfe ich dort mit. Direkt beim ersten Treffen wurde ich ins kalte Wasser geschmissen, als auf einmal alle Schwestern nicht mehr im Raum waren und ich so direkt mein erstes Spiel mit ihnen spielen durfte. Es erschien mir am einfachsten, Feuer, Wasser, Sturm auf Spanisch zu erklären und als mir auf die Schnelle die spanische Vokabel für Sturm nicht einfiel, musste ich auf starken Wind zurückgreifen. Aber es hat geklappt und alle haben mich verstanden. Jetzt bin ich in Santo Tomas schon bekannt wie ein bunter Hund. Dadurch, dass ich ja eh schon ein bisschen anders aussehe, werde ich ja sowieso schon angestarrt. Die Kinder sprechen mich allerdings jetzt an, was ich total schön finde. Und in so einer kleinen Stadt wie Santo Tomas begegnet man mir schon ziemlich häufig, wenn ich durchschnittlich zweimal täglich über die Plaza de Armas laufe. Die meisten rufen dann Maria, einige aber auch hermanita (Hermana= Schwester, und hier wird alles verniedlicht, also eigentlich Schwesterchen). Mit den Kindern Zeit zu verbringen, gefällt mir sehr gut.
Morgens bin ich auf dem Gelände des PEJs. Für einige Tage ist es geplant, dass ich mit David, dem Mitarbeiter des PEJs in einige Dörfer fahre und mir dort die Arbeit des PEJs (zum Bespiel Solarduschen oder Gewächshäuser oder neugebaute Küchen, die besser für die Gesundheit sind) mit anzuschauen. Andere Tage kümmere ich mich zusammen mit dem Franzosen um einige Dinge, die auf dem Gelände des PEJs umgestaltet werden. Im Juli und im August werden nämlich die Schüler, mit denen die Organisation arbeitet, eingeladen. Dafür soll das Gelände natürlich vorzeigbar sein.
Ich brauchte hier in Santo Tomas einige Zeit um mich einzuleben. Es war zunächst nicht so einfach wie in Sicuani, weil ich Johanna und auch Dominik schon vorher kannte und mir dadurch der Einstieg in die Arbeit dort erleichtert wurde. Jetzt bin ich wirklich auf meine Sprachkenntnisse in Spanisch angewiesen, weil mich sonst keiner versteht. Der Franzose kann immerhin 2 Wörter: Dankeschön und Sch***. Aber dadurch kann  eigentlich auch kein Gespräch entstehen normalerweise.
Am 21. Juni war der 187. Geburtstag von Chumbivilcas. Die vergangene Woche war sehr geprägt durch diverse Festlichkeiten in der Provinzhauptstadt Santo Tomas. Mit David und auch den anderen beiden Mitarbeitern habe ich in dieser Woche ziemlich viel Kultur erlebt. Ich habe mir Hahnenkämpfe angeschaut,  war bei einem Stierkampf in der Stierkampfarena dabei, konnte geschmückte Autos bewundern, die ich normalerweise nur an Karneval durch die Straßen fahren sehe und nicht zuletzt an einem Fest teilnehmen, dass geprägt war von chumbivilcanischer Musik und Bier. Wie man genau zu dieser Musik tanzt, weiß ich bis heute nicht genau, aber ich habe einfach so getan, als wüsste ich es. An dem Abend musste ich sehr viel tanzen, zuerst habe ich mich noch versucht dagegen zu wehren, aber das gilt hier als viel unhöflicher als in Deutschland. Also habe ich gefühlte 100 Mal mit verschiedenen Chumbivilcanern getanzt, denn wann ergibt sich mal wieder die Gelegenheit für sie mit einer Gringa zu tanzen?? (Auch wenn ich durchschnittlich immer einen halben Kopf größer war. ;)) 
Nebenbei lerne ich natürlich auch immer noch die Arbeit des PEJs kennen. Eine Sache, für die sich das PEJ einsetzt und kümmert, sind Gewächshäuser. In den umliegenden Dörfern wurden in den letzten Jahren an Schulen aber auch bei Familien verschiedene Gewächshäuser gebaut. David ist jetzt dafür zuständig immer mal wieder nach dem Stand der Gewächshäuser zu schauen. Einmal bin ich diese Woche mit ihm mitgefahren auf seinem Motorrad zusammen mit vielen Latten und Kästen und Akkuschraubern. Das Wellblech musste ich schließlich in der Hand transportieren, dann hat es alles gepasst. Zusammen haben wir in Orccoma an einer Schule die Tür und die Fenster eines Gewächshauses repariert, denn immer wieder gibt es Kinder, die die Folie kaputt machen. Das ist in Perú nicht anders als in Deutschland. ;) Leider lag dieses Gewächshaus brach. Nichts wuchs darin, was an sich ziemlich schade ist. Wir haben einige Samen von Möhren und Salat mitgenommen, sodass die Lehrer sich hoffentlich wieder darum kümmern, denn gesundes Essen ist wichtig. Das wird beim PEJ auch großgeschrieben. Auf dem Gelände des PEJs, wo ich wohne und auch arbeite, wird jeden Tag frisch gekocht. Mit dem Gemüse, das in unserem Gewächshaus hier angepflanzt wird. In Perú wird auch morgens gekocht, denn das Frühstück ist hier eine richtige Mahlzeit. Auch wenn ich eher Brot bevorzugen würde. An einigen Tagen essen wir also 3 Mal eine warme Mahlzeit. Das ist ungewohnt für mich, da in Cusco und auch in Sicuani immer nur mittags warm gekocht wurde, so wie ich es auch aus Deutschland kannte. Richtig peruanisch ist es also erst in Santo Tomas. Mittlerweile vertrage ich das Essen auch recht gut. Selbst an kleinen Ständen in der Straße, kann ich fast beruhigt die peruanischen Spezialitäten genießen.
Bis jetzt kann ich sagen, dass ich meine Zeit in Perú in 3 ganz unterschiedlichen Städten verbracht habe. Am spannendsten ist meine Zeit hier in Santo Tomas. Zum Beginn war ich ziemlich aufgeregt, und ein bisschen traurig, da ich mich gerade in Sicuani eingelebt hatte, und dann das Casa dort verlassen musste. Aber nach einigen Tagen in Santo Tomas war ich überrascht, von dem Leben hier. Denn Perú ist nicht gleich Perú. 3 Mal musste ich mich umgewöhnen und 3 Mal war ich froh darüber, es gemacht zu haben. Was genau ich von meinen Erfahrungen später in Deutschland berichten werde, weiß ich nicht genau. Vielleicht bleiben etwas schockierende Erlebnisse, wie zum Beispiel die Armut in den Dörfern von Chumbivilcas fast noch mehr in meiner Erinnerung als die unbeschwerte Zeit in Cusco. Dort fühlte ich mich noch sehr als Tourist. Jetzt bin ich mehr die Freiwillige, die mehr kennen lernen möchte, als die Inkaruinen und anderen Sehenwürdigkeiten in Perú. Jetzt lerne ich mehr von den Menschen kennen. Und das gefällt mir sehr gut.
Am 30. Juni reisen wir wieder nach Sicuani, um die erste Woche im Juli Urlaub zu machen. Um den 10. Juli geht es für mich noch einmal für ungewisse Zeit nach Santo Tomas. Und dann heißt es schon langsam Abschied nehmen (Heute ist es noch genau 1 Monat). Die erste Woche im Juli werde ich dazu nutzen, vielleicht noch einmal ein bisschen mehr vom Land Perú zu sehen. Nach dem Colcacanyon und Machupicchu fehlt eigentlich nur noch der Titicacasee. In den Dschungel reise ich, wenn ich das nächste Mal in Südamerika bin. ;) Der soll in anderen Ländern sowieso viel beeindruckender sein als in Perú. Wie genau meine Reise verläuft, erzähle ich das nächste Mal. Jetzt warten erst einmal wieder die Kinder von Santo Tomas auf mich.
Bis dann
Eure Maria


Dienstag, 29. Mai 2012

Ein Monat in Sicuani

Montag, den 28. Mai 2012:
Sicuani. Eine kleine Stadt in der Nähe von Cusco. Hierhin verirren sich recht selten Touristen. Meistens kommt es mir so vor, als wären ich und die zwei anderen Freiwilligen aus Osnabrück die einzigen. Nachdem ich zuerst nur für 2 Wochen in Sicuani bleiben wollte/sollte/konnte, bin ich mittlerweile sogar sehr froh, dass ich noch mehr Zeit mit den Kindern hier verbringen kann. Zwar ist es sehr schade, dass sich meine Fahrt nach Santo Tomás so sehr verzögert, aber ich bin mit der Alternative, die Regina und Franz für mich organisiert haben, sehr zufrieden. Am 21. Mai bin ich endlich nach Santo Tomás gereist. Insgesamt war ich also ca. einen Monat in Sicuani
Ich arbeitete und lebte also im Casa Nazareth mit 8 taubstummen peruanischen Kindern, 5 kleinen Kindern mit Behinderung, 2 Franziskanerschwestern und 2 deutschen Freiwilligen des Bistums Osnabrück zusammen. Ich brauchte nicht lange, um mich in dem Casa wohl zu fühlen. In der ersten Viertelstunde, die ich dort war, bekam ich meine eigene Gebärde für meinen Namen. Nach wenigen Tagen machte mir die Arbeit richtig Spaß! Schnell lernte ich die ersten Wörter auf Gebärdensprache, um mich mit den gehörlosen Kindern zu verständigen. Total fasziniert beobachtete ich die stummen Gespräche der Kinder, die so schnell sprachen, dass es für mich zuerst unmöglich erschien, auch nur eine einzige Gebärde zu erkennen. Wenn sie sich mir verständlich machen wollten, waren sie allerdings so geduldig, haben sehr langsame Bewegungen gemacht, die Wörter, die sie buchstabieren konnten, buchstabiert, und mit viel Mimik ihre Gebärden unterstützt, sodass es mir schnell möglich war, den Sinn ihrer Aussagen zu entschlüsseln.
Nach 3 Wochen im Casa machte ich die ersten Hausaufgaben mit den Kindern. Fast alle taubstummen Kinder gehen hier auf ganz normale Schulen. Sie sind also schon inklusiert. Für ihr Sozialverhalten ist das natürlich ein Traum, für ihre Bildung allerdings nicht. Denn das einzige, was sie machen können, ist da sitzen und die Wörter von der Tafel abschreiben, die für sie noch nicht mal alle einen Sinn ergeben. Das Examen am Ende ihrer Schulzeit müssen sie trotzdem schreiben. Dabei gibt es in Sicuani eine sehr gute Sonderschule. San Miguel. An der Schule sind 30 Lehrer beschäftigt. 90 Kinder, mit den verschiedensten Behinderungen, haben die Möglichkeit, die volle Aufmerksamkeit ihrer Lehrer zu bekommen. Auf diese Schule gehen 4 unserer Kinder. Zwei Kinder haben Down- Syndrom (Juan y Miguel) und zwei eine geistige Behinderung (Cesar und Arnol); allerdings gibt es keine eindeutige Diagnose, was genau diese Kinder haben. Eines der gehörlosen Mädchen (Isaura) hat noch die Möglichkeit an der Sonderschule viel Förderung zu bekommen. Die anderen (Franklin, Albino, Fabian, Shirley, Dina, Elisabeth) besuchen, wie gesagt, reguläre Schulen. Außerdem leben noch Rosa und Jhon im Casa. Rosa ist schon 20 und hat bereits die Schule beendet. Sie ist auch taubstumm und hilft nun im Casa viel mit und lernt kochen. Jhon ist blind und hat auch eine geistige Behinderung. Er lag im letzten Jahr im Krankenhaus in Cusco, weil es eine Operation am Kopf hinter sich hat. Nun ist er wieder im Casa, kann allerdings nicht zur Schule gehen. Soviel zu den Kindern, die hier leben.
Die Aufgabe der Freiwilligen hier ist gar nicht klar definiert. Zwar bringen sie die kleinen Kinder zur Förderschule, holen sie wieder ab, machen Hausaufgaben mit den Großen und spielen was mit den Kleinen. Aber eigentlich kann man es als ein großes Miteinanderleben bezeichnen. Manchmal erweist sich das als ein bisschen schwierig, aber im Großen und Ganzen ist es angenehm. Sehr ungewohnt, denn in Deutschland ist immer alles sehr organisiert und zeitlich eingeteilt und Aufgaben klar verteilt. An das komplette Gegenteil muss man sich gewöhnen, wenn man nach Perú geht für längere Zeit. 
Jeden Nachmittag in der Woche kommt eine Psychologin ins Casa, um die Kinder zu fördern und mit ihnen zu arbeiten. Das macht den Kindern auch Spaß und ist neben dem Besuch der Schule San Miguel sehr fördernd für sie. Manchmal macht sie auch Hausaufgaben mit den Gehörlosen.
Abwechslungsreich wird der Alltag manchmal durch einige Ausflüge. Zum Beispiel ist der 1. Mai in Perú auch ein Feiertag. An diesem Tag waren wir bei den „heißen Quellen“ (aguas calientes). Darauf habe ich mich gefreut, klar, denn es gab heißes Wasser dort! Diese heißen Quellen, sind sehr einfach gemacht. Das Wasser aus dem Gestein läuft in ein Becken und dort können die Menschen baden. Natürlich wollten das alle Kinder sehr gerne. Das Problem ist nur, dass die Kinder alle nie gelernt haben zu schwimmen. Generell können hier nicht halb so viele Menschen schwimmen wie in Europa. Zudem war das Becken so tief, dass ich zwar geradeso stehen konnte, aber die Kinder oder sowieso Peruaner leider nicht. Wir waren also 3 Freiwillige, die während der ganzen Zeit dort, die Kinder von dem einen Beckenrand zum anderen begleitet haben. Und das in heißem Wasser und auf einer Höhe von 4000 Metern und mehr. An dem Abend waren wir alle drei sehr müde.
Für eine gewisse Abwechslung in meinem Monat im Casa sorgten auch die Lehrer in Perú. Ende April beschlossen sie zu streiken. Das bedeutete für Lehrer zwar weniger Arbeit, für uns allerdings mehr. Die Hausaufgaben fielen zwar weg, aber zusätzlich mussten wir die Kleinen nun auch noch morgens betreuen. Unsere halbwegs freien 4 Stunden morgens, die wir für uns hatten, waren nun also auch mit dem Aufpassen auf die Kinder gefüllt. Insgesamt haben die Lehrer zwei Wochen gestreikt. Unvorstellbar, denn ich kann mich noch vage an meine Schulzeit erinnern, die mittlerweile schon sehr lange zurück liegt, habe ich das Gefühl. In Deutschland war eine Stunde Ausfall schon ein sehr großer Verlust! Hier haben die Lehrer es im Vergleich sehr lange ausgehalten!
Jedes zweite Wochenende haben die Freiwilligen in dem Projekt frei. Meistens haben Johanna und Dominik, die beiden Freiwilligen in diesem Jahr, diese freie Zeit genutzt, um nach Cusco zu fahren. Dort konnte man das kaufen, was es vielleicht in einer so kleinen Stadt wie Sicuani nicht gibt. Außerdem ist es einfacher sich von zwei Wochen im Casa zu erholen, wenn man nicht dort ist. Ich war in dem Monat zwei Mal in Cusco mit Johanna. Wir konnten ausschlafen, abends ein bisschen rausgehen und feiern, bei Starbucks einen Kaffee trinken und tolle peruanische Sachen kaufen! Sonntagsnachmittags sind wir in einem Bulli erholt wieder zurück gefahren.

Für mich und meine Pläne von einem Studium im sozialen Bereich, war der Monat eine unheimliche Bereicherung. Ich musste mich an einiges gewöhnen und habe zu vielen neuen Sachen, meine Meinung gebildet. Außerdem hatte ich Johanna und Dominik immer in meiner Nähe, sodass ich immer jemanden hatte, mit dem ich ohne Kommunikationsschwierigkeiten reden konnte. Außerdem kennen die beiden das Land und vor allem das Casa nach ungefähr 9-10 Monaten hier, schon recht gut. Für die beiden heißt es mittlerweile wieder an Deutschland zu denken, und sie fangen schon an, sich von Perú zu verabschieden. Denn am 16. Juni ist für die beiden ihr Auslandsabenteuer vorbei. Auch ich habe mit Erschrecken festgestellt, dass auch ich schon die Hälfte meiner Zeit um habe. Leider, leider. Aber ich hoffe, ich kann die zweite Hälfte genauso genießen.
Über meinen Aufenthalt in Santo Tomás schreibe ich beim nächsten Mal etwas. Meine Finger werden langsam ein bisschen unkonzentriert. In den nächsten Tagen werde ich mich hoffentlich mit neuem Elan an den nächsten Bericht setzen können.
Bis dahin
Maria
P.S.: Ich bin ein bisschen eifersüchtig auf das schöne Maiwetter in Deutschland, denn hier ist es nicht so warm. Aber man kann ja nicht alles haben. ;)


                                                  
                                                                         Miguel.


                                                                          Arnol.


                                                                 Jhon und Albino.


                                                             Spielen auf dem Patio.


                                        Fabian und Albino beim Kartoffeln ernten (oder essen?)
                                                               Franklin und Fabian.


Quinoa waschen.


                                                 Plätzchen backen mit Elisabeth und Dina.

Fotos!!


Als kleiner Nachtrag zum letzten Eintrag, ein paar Fotos als Beweis, dass ich auch wirklich Machu Picchu gesehen habe und dort war!


                                                So kommt man in Perú von A nach B.



                                       In einem Moment, wo der Nebel ein wenig verschwand
                                             und man erkennen konnte, wo wir uns befinden.




                                                 Tiere leben heute noch auf Machu Picchu.




                                                            Aguas Calientes

Donnerstag, 17. Mai 2012

Machu Picchu- Die touristische Attraktion

Endlich ein neuer Eintrag!! Ihr musstet euch lange gedulden, aber ich habe endlich wieder die Zeit gefunden, von meinem Leben hier zu berichten. Viel Spaß beim Durchstöbern.

Mittwoch, den 16. Mai 2012:
Am Donnerstag, den 19. April habe ich Cusco schweren Herzens verlassen. Ich habe mich bei meiner Gastfamilie sehr wohl gefühlt und werde sie auf jeden Fall am Ende meiner Zeit in Südamerika noch einmal abschließend besuchen! Denn der vergangene Mittwoch wird garantiert nicht der letzte Tag für mich in Cusco gewesen sein, dafür hat die Stadt einfach zu viel für sich.
Am Donnerstagmittag bin ich in Sicuani im Casa Nazareth angekommen. Das Casa ist ein Heim ursprünglich für gehörlose Kinder, das von Schwestern des Franziskanerordens geführt wird. Seit einiger Zeit werden auch Kinder mit anderer Behinderung aufgenommen. In diesem Haus wollte ich ursprünglich für ungefähr 2 Wochen die beiden Freiwilligen, die vom Bistum Osnabrück ein Jahr in Peru einen Freiwilligendienst im Ausland machen, unterstützen in ihrer Arbeit mit den Kindern. Ihre Aufgabe ist es die kleinen Kinder, die eine Sonderschule in Sicuani besuchen, auf ihrem Schulweg zu begleiten, nachmittags auf die Kleinen aufzupassen und den gehörlosen Kindern, die auf eine reguläre Schule gehen, bei den Hausaufgaben zu helfen. Aus diesen zwei Wochen wurde letztendlich ein ganzer Monat! Erst am 21. Mai werde ich Sicuani hoffentlich endgültig verlassen und mich auf den Weg nach Santo Tomas machen, in meine eigentliche „Stadt“, in der ich in dem Projekt PEJ mitarbeiten werde. Dazu aber später mehr.
Erst einmal muss ich euch von ganz vielen anderen Sachen erzählen. Es ist ja leider seit meinem letzten Eintrag einiges an Zeit vergangen. Meine letzte Woche in der Sprachschule in Cusco habe ich gut überstanden (soweit ich mich daran erinnern kann, denn es ist schon etwas her). Einen Tag konnte ich leider nicht zur Schule gehen, da mein Magen zum zweiten Mal, dieses Mal etwas heftiger, gegen das peruanische Essen rebelliert hat. Allerdings hat er sich auch beim zweiten Mal sehr schnell von allen Strapazen erholt und nach einer Nacht und einem Morgen des Grauens ging es mir schon wieder gut. An dem darauffolgenden Wochenende haben wir mit einer schönen, langen Abschiedsparty einen deutschen Freiwilligen, der ebenfalls die Sprachschule Acupari besucht hat und mit dem ich in Arequipa war, verabschiedet, da er am Montag zurück nach Deutschland geflogen ist. Auch für mich war es ja vorerst das letzte Wochenende in Cusco. Allerdings bin ich an dem Montag nicht nach Deutschland gefahren, sondern erst einmal nach: MACHU PICCHU!!! Das Reiseziel in Perú, was man als Tourist und auch als Freiwillige nicht auslassen darf! Mit Rhona und Anna habe ich mich also früh morgens auf den Weg nach Ollantaytambo gemacht. Mit dem Bus von Cusco sind es ungefähr 2 Stunden Fahrt. Dort haben wir gemütlich gefrühstückt und uns dann in den Zug nach Aguas Calientes gesetzt, der Ort von dem die Busse hoch nach Machu Picchu fahren. Die Zugfahrt war schon ziemlich beeindruckend. Jeder Berg, an dem wir vorbei kamen, sah anders aus. Es wirkte als wäre jede Vegetationszone vorhandengewesen. Da ist Perú ja sowieso sehr, sehr vielseitig. Auf dem Weg zur Küste, als ich im Pazifik schwimmen war, dachte ich auch, ich wäre auf dem Mond. Zumindest stelle ich mir die Landschaft auf dem Mond so ähnlich vor. Auf dem Weg zur touristischen Attraktion des Landes hätte ich teilweise in der Schweiz sein können, so grün waren einige Berge. Andere waren nur steinige Felsmauern. Allerdings besitze ich irgendwie nicht die Fähigkeit aus einem fahrenden Zug ein Foto zu machen, sodass es von diesen unterschiedlichen Vegetationen leider kein Foto gibt. Dafür aber gefühlte 1000 andere von unserem Ausflug nach Machu Picchu! Jedes Lama und jede Mauer habe ich bestimmt aus 10 unterschiedlichen Blickwinkeln fotografiert.
Als wir in Aguas Calientes ankamen, trafen wir auf 5 verschiedene Frauen, die uns für ihr Hostel begeistern wollten. Da der Preis bei allen bei 20 Soles für eine Nacht lag (weniger als 7 Euro) entschieden wir uns für das mit Balkon. Was allerdings nicht die richtige Entscheidung war, denn wir hatten nicht bedacht, dass die Fenster hier nicht unbedingt ganz dicht sind und die Lautstärke des Flusse, der übrigens auch nachts nicht aufhört, laut zu sein, hatten wir auch in dem Moment der Entscheidung irgendwie verdrängt. Da ich aber eigentlich generell sowieso einen sehr festen, tiefen Schlaf habe, war es zumindest nicht mehr mein Problem. Aguas Calientes ist ein sehr kleiner touristischer Ort. Auf der einen Seite sehr häßlich, auf der anderen Seite hat gerade das seinen Charme. An diesem Abend sind wir sehr früh ins Bett gegangen, um am nächsten Tag in aller Frühe Machu Picchu zu erobern. Um 4 Uhr klingelte unser Wecker. Aufgestanden sind wir allerdings erst eine Stunde später. Eigentlich hatten wir nämlich vor, den Berg zu Fuß zu erklimmen. Da um 5 Uhr der Weg eröffnet war, wollten wir zeitig los, um zu den ersten zu gehören. Allerdings hat es die ganze Nacht geregnet und es nieselte immer noch ein wenig. Also haben wir uns wieder ins Bett gelegt, und einen der ersten Busse um 6 genommen und uns faul den Berg hochtransportieren lassen. Eine sehr schwache Ausrede, ich weiß. Allerdings erwies es sich als gute Idee, denn so waren wir eher oben als die Fußgänger. Die ersten 2 Stunden konnte man allerdings nicht viel sehen, denn wir hatten uns einen unheimlich nebligen Tag ausgesucht. Um 8 ungefähr hatten die Wolken dann doch Erbarmen mit den armen Touristen, die so eine weite Reise gemacht haben. Und die Aussicht, die uns dann geboten wurde, war atemberaubend. Schwer vorstellbar, wie die Inka es damals geschafft haben sollen, ohne technische Hilfe, diese Steine irgendwie auf den Berg gebracht zu haben. Und dann aus ihnen auch noch solche Konstruktionen zu bauen, dass sie Jahrhunderte später wieder entdeckt werden konnten und wieder Jahrzehnte später diese Bauten und Tempel allen Wetterlagen auf der Höhe von 4000 Metern standhalten können und ich im Jahr 2012 immer noch über diese Leistung staunen kann. Wirklich unfassbar beeindruckend. Da die Reiseleiter natürlich recht viel Geld verlangten und wir dann innerhalb von einer Stunde durch das ganze Meisterwerk durch sprinten müssten, habe ich kurzerhand diese Aufgabe übernommen. Allerdings ohne gelben Regenmantel und ohne Fähnchen in der Hand. Mein Reiseführer wusste unheimlich viel über Machu Picchu und war außerdem auf Deutsch, sodass ich dieses Wissen kurzerhand mit Rhona und Anna geteilt habe. Das Englisch der peruanischen Reiseleiter wäre wahrscheinlich eher schwer zu verstehen gewesen.
Nach diesem Ausflug kann ich verstehen, warum die Peruaner so stolz auf dieses Reiseziel sind. In Cusco wird man an jeder Ecke gefragt, ob man schon Machu Picchu besichtigt hat. Und die Peruaner haben allen Grund stolz auf diesen Ort zu sein. Mir gefällt er sehr.
Pünktlich zum Bayernspiel (an dem Dienstag war das Hinspiel des Halbfinales) saßen wir in Aguas Calientes in einem Restaurant und fieberten mit Peruanern auf einen deutschen Sieg hin. Den Abstieg vom Berg haben wir dann jedoch zu Fuß bewältigt und beim Absteigen waren wir unheimlich froh, morgens den Bus genommen zu haben. Gott sei Dank war kein spanischer Fan anwesend, denn schließlich ist die Tatsache, dass der Peruaner Claudio Pizarro mal bei Bayern gespielt hat, so ziemlich das einzige, was Peruaner über Deutschland wissen. Infolgedessen mussten alle Peruaner für Deutschland sein. Logischerweise. Und spanische Touristen gab es auch nicht. Da unser Zug erst abends abfuhr, hatten wir noch genug Zeit, in Aguas Calientes viele verschiedene Bars, Cafés, Restaurants auszuprobieren. Da im April schon Hauptsaison ist, saßen wir in einigen Bars, wo für eine extra Portion Oliven 12 Soles (4 Euro) verlangt wurde. Für peruanische Verhältnisse ziemlich viel.
Als wir endlich im Zug saßen, waren wir ziemlich geschafft. Wieder „zuhause“ in Cusco waren wir allerdings erst wieder um 1 Uhr. Am Mittwoch war ich ein letztes Mal bei der Salsastunde der Sprachschule. Es waren nur männliche Tanzlehrer anwesend und weibliche Schüler, sodass es fast so aussah, als könnten wir alle Salsa tanzen.
Am Donnerstagnachmittag begann dann endlich ein neuer Abschnitt für mich. Ich fuhr nach Sicuani.   
Dazu mehr im nächsten Eintrag. 3 Seiten über Machu Picchu verlangen erst einmal nach einer Pause für mich, aber auch für euch!
Liebe Grüße aus Perú
Maria

Montag, 9. April 2012

Arequipa!!


Montag, 9. April 2012:
Ich bin aus Arequipa zurück! Und musste leider feststellen: Die Stadt ist wunderschön! Genauso schön wie Cusco! Hätte ich vorher gar nicht gedacht. Aber der Plaza de Armas in Cusco kann mit dem in Arequipa leider nicht mithalten. Aber von vorne:
Am Mittwochabend um acht Uhr sind wir (4 Deutsche, 2 Schweizer, 1 Peruaner) mit dem Bus Richtung Arequipa gefahren. Um 6 Uhr in der Früh sollte unser Bus in Arequipa ankommen. Dem war allerdings leider nicht so. Aufgrund von plötzlichem Schneeeinfall mussten wir 3 Stunden irgendwo mitten im Nirgendwo warten. Das habe ich allerdings recht locker weggesteckt, ich bin das Warten in Bussen ja schon gewohnt! ;) Durch die Verspätung des Busses ergab sich jedoch ein Problem. In Arequipa wartete nämlich eine Reiseführerin auf uns, mit der wir direkt nach unserer Ankunft in den Colca- Canyon wandern wollten. Per Telefon hat sie uns dann gesagt, wir sollten früher aussteigen. Was wir dann auch getan haben. Also saßen wir morgens um 9 Uhr ohne wirklich geschlafen zu haben, an einer Art Raststätte mitten in Peru. Empfang gab es dort auch nicht, wir wussten also nicht, ob wir nun wirklich von unserer Reiseführerin abgeholt würden. Um 11 Uhr kam sie dann endlich und mit 5 Stunden Verspätung begann unsere Canyonwanderung. Wir haben uns also wieder für 2 Stunden in einen Bus gesetzt (die Peruaner fahren anscheinend unheimlich gerne Bus) um in ein kleines Dorf im Canyon zu fahren,  und uns von dort auf den Weg runter in den Canyon zu machen! Als wir am Rande des Canyon ankamen, war uns schon klar, dass sich die Warterei gelohnt hat. Die Aussicht war phänomenal! Vor uns lagen 1200 Meter Abstieg. Es hat allerdings erstaunlich viel Spaß gemacht, den Canyon hinunterzulaufen, obwohl ich immer im Hinterkopf hatte, dass ich alles am darauffolgenden Tag wieder hinaufsteigen muss. Fast 4 Stunden brauchten wir, um den steilen Weg hinabzusteigen. Unten angekommen, erwarteten uns Bungalows. Bungalows, in denen man Spinnen zählen kann, der Boden bestand aus Erde und das Licht funktionierte nur dann, wenn es auch Lust dazu hatte. Aber damit habe ich ja eigentlich keine Probleme, denn Zelte im Zeltlager sind nicht gerade mit mehr Komfort ausgestattet. Das Essen (Es gab Spaghetti mit Tomatensoße!!!) war dafür sehr lecker. Dann kam die frohe Botschaft an, dass wir am nächsten Morgen um 4 Uhr aufstehen müssen, um uns an den Aufstieg zu wagen. Das war mir leider ein bisschen zu früh. Ich habe also in peruanischer Zeitrechnung gerechnet und um halb 5 waren wir dann endlich alle komplett um wieder 1200 Meter aufzusteigen. Der Grund warum wir so früh raus mussten, waren die Kondore. Wir mussten also zu einer ganz bestimmten Zeit oben am Kondorenaussichtspunkt sein. Als wir nach 3 sehr, sehr anstrengenden Stunden oben ankamen, haben wir leider außer unheimlich viel Nebel nada gesehen. Die ganze Hektik also umsonst. Da hätte ich also noch 2 Stunden länger schlafen können und meine Beine würden auch nicht so schmerzen, wenn wir ein wenig mehr Zeit für den Ausstieg gehabt hätten und nicht so hätten hetzen müssen. Auf dem weiteren Weg haben wir allerdings noch zwei Kondore sichten können. Glücklicherweise. Sonst hätte ich noch behauptet, in Peru gäbe es gar keine Kondore. ;) Am Karfreitagabend sind wir in Arequipa angekommen. Nach einer heißen (!) Dusche in unserem billigen Luxushotel und einer schönen vegetarischen (!) Pizza, sind wir nur noch ein bisschen durch die Stadt geschlendert. Dabei haben wir ein wenig von der Karfreitagsprozession in Arequipa mitbekommen können. Schön war´s! Um 10 Uhr, (hört, hört) lag ich im Bett.
Am nächsten Morgen haben wir spontan beschlossen an den Strand Mollendo zu fahren. Ich kann also behaupten: Ich habe im Pazifik gebadet!!! Die Wellen haben mich mitgerissen, denn ich bin doch nur die 3 mm-Wellen der Nordsee gewohnt. Die Wellen im Pazifik sind allerdings größer als ich. Kalt war es dennoch im Wasser. Der Strand ist zwei Stunden von Arequipa entfernt, das bedeutete: Juhuuu!       Busfahren! Wir haben uns eine kleine Bucht als Strand empfehlen lassen und sie war wirklich schön!
Am Ostersonntag sind 4 von uns wieder an den Strand gefahren. Wir verbliebenen 3 haben uns Arequipa angeschaut. Es wäre doch ärgerlich gewesen in so einer schönen Stadt zwei Nächte zu übernachten, aber nichts von der Stadt gesehen zu haben. Arequipa hat historisch erst einmal nicht ganz so viel zu bieten wie Cusco. Die Inkahauptstadt kann auf eine viel längere Historik zurückschauen, als Arequipa, die „Ciudad blanca“. Arequipa wirkt viel europäischer (wenn man das so sagen kann) als Cusco. Auch in Arequipa gibt es einige Touristen, allerdings nach meinem Einschätzen nicht ganz so viele wie in meiner momentanen Heimatstadt Cusco. Da die Städte so verschieden sind, kann man sie gar nicht gut vergleichen. Ich weiß nur, dass sie beide etwas Interessantes haben und wundervoll sind. In Arequipa zum Pflichtprogramm der Stadtrundfahrt gehört die Besichtigung des Klosters Santa Catalina. Es ist nach der italienischen Heiligen Katharina von Siena benannt worden und wirkt beim Besichtigen auf den Besucher wie eine kleine Stadt in einer großen Stadt. Das Kloster ist riesengroß und total schön! Beeindruckend! Nach 2-3 Stunden Besichtigung ohne Langeweile (!) haben wir uns die vielen schönen Straßen Arequipas genauer angeschaut. Um 6 Uhr abends fing in der Kathedrale am Plaza de Armas eine Ostermesse an. Obwohl wir nicht alles verstanden haben, war es schon ganz schön. Und: die Kirche, die schon sehr groß ist, war sehr voll. Den gesamten Gottesdienst haben wir leider nicht mit verfolgen können, da unser Bus nach Cusco um halb 9 in Arequipa am Busterminal abfuhr. Eine sehr lange Ostermesse also.
Und ab ging es wieder in den Bus. Diesmal haben wir allerdings sparen wollen und haben eine andere Busgesellschaft genommen. Fehler!! Es war sehr unbequem. Richtig schlafen konnte ich leider nicht. Um 6:30 Uhr heut Morgen bin ich in Cusco in meinem Zimmer angekommen. Da ich um 9 Uhr schon wieder in der Schule sein musste (einen zweiten Osterfeiertag gibt es hier anscheinend nicht), um meine letzte Woche in Cusco mit Spanischunterricht zu beginnen, lohnte es sich ganz und gar nicht mehr für eine Stunde noch zu schlafen. Die Zeit reichte gerade für eine Dusche (leider wieder kalt) und ab ging es zur Schule. Natürlich mit dem Bus! ;)
Alles in allem, war es ein sehr schöner Ausflug über Ostern. Ich hoffe, ihr hattet genauso schöne Ostern in Deutschland und bereitet euch jetzt wieder auf den Alltag vor. Für mich beginnt jetzt erst einmal die letzte Woche Alltag, danach wartet unendlich viel Neues auf mich.
Bis bald
Eure Maria
Die Kathedrale in Arequipa am Plaza de Armas